Aktuelles
Weil Heimat für alle da ist
Auf den Zuffenhäuser Heimatverein warten nach dem Corona-Dornröschenschlaf viele neue Aufgaben
Die letzte große Veranstaltung des Zuffenhäuser Heimatvereins war der Neujahrsempfang 2020, dann überschlugen sich die Ereignisse:
Erst kam die Pandemie, dann ging Gerhard Hanus, Bezirksvorsteher und damit traditionell auch Heimatvereinsvorsitzender, in den Ruhestand. Seither führte Claus P. Schmidt das Amt interimsmäßig. Jetzt, ein Jahr und viele Corona-Maßnahmen später, wurde der neue Vorstand eingesetzt. Das neue Team um Bezirksvorsteher Saliou Gueye startet optimistisch in die Zukunft, weiß aber auch, dass der Neuanfang ein Kraftakt werden wird.
Wenn vielleicht auch nicht jeder den hundert Mitglieder starken Heimatverein Zuffenhausen kennt – seine Aktivitäten hat man im Corona-Jahr schmerzlich vermisst: Ein Neujahrsempfang und die Begegnungen mit der Partnerstadt La Ferté sind auf der Strecke geblieben, sowie die Fleckenfeste 2020 und 2021. Besonders das sei ein herber Verlust, wie Andreas Goihl erklärt: Einerseits ist den örtlichen Vereinen dadurch eine Einnahmequelle weggebrochen. Viel wichtiger ist aber, dass damit eine wichtige Plattform entfiel, die Vereins-Aktivitäten der Öffentlichkeit zu präsentieren und so die eigenen Mitglieder zu motivieren.
Dabei sei gerade das Fleckenfest ein Alleinstellungsmerkmal, betont Gueye: Es sei stuttgartweit mit das größte Stadtteilfest, und wohl das einzige, das rein von den Vereinen getragen werde. Außerdem seien Veranstaltungen wie der Neujahrsempfang oder das Fleckenfest identitätsstiftend. Umso wichtiger sei nun, schnell wieder in die Planung einzusteigen und so viele Bürger wie möglich einzubeziehen: “In einem Stadtbezirk mit 55 Prozent Migrationshintergrund und dieser Vielfalt an Vereinen, muss sich das auch beim Fleckenfest widerspiegeln”, so der neue Vorsitzende .
Der erweiterte Vorstand umfasst neben Gueye nun Bianca Jahnke als zweite Vorsitzende und Andreas Goihl als dritten Vorsitzenden. Dazu Schriftführerin Tanja Sternhuber, Kassierer Markus Weeh und seinen Stellvertreter Olaf Hess sowie die beiden Kassenprüferinnen Inge Blumenschein und Brigitte Frank. Außerdem gibt es die Beisitzer Jendrik Schneider, Kevin Gurka und Chris Cuthbertson. Momentan haben sie nur eine beratende Funktion, bei der nächsten Versammlung möchte Gueye aber eine Satzungsänderung durchbringen, die ihnen auch ein Stimmrecht zubilligt.
Cuthbertson hat durch seine Tätigkeit für die Mobile Jugendarbeit in Rot quasi das Ohr an der Jugend: “Mir ist aufgefallen, dass sich Jugendliche kaum noch mit ihrem Stadtbezirk identifizieren.” Gueye will das ändern und hat den Vorstand deshalb bewusst so aufgestellt, dass möglichst viele Bevölkerungs- und Altersgruppen angesprochen werden. Das Signal ist klar: Heimat ist für alle, geht alle etwas an und soll auch von allen gestaltet werden. Das Fleckenfest, das im kommenden Jahr vom 24. bis 27. Juni stattfinden soll, macht Saliou Gueye gleich zur Chefsache: Wer Vorschläge machen und sich idealerweise gleich selbst in den Planungsprozess einbringen möchte, soll sich bei ihm im Bezirksrathaus melden.
Auch in Sachen Städtepartnerschaft mit La Ferté hofft man auf einen schnellen Neustart: Noch im Oktober werde eine Abordnung nach Frankreich reisen. Dann will man auch entscheiden, wie 45 Jahre Städtepartnerschaft nachgefeiert werden sollen: Sonst hatte man sich immer abwechselnd besucht und auch die Jubiläen im Wechsel ausgerichtet, das 40-jährige Bestehen zuletzt in La Ferté, erzählen Claus P. Schmidt und Waltraude Sterr, die nun beide aus dem Vorstand ausschieden, sich aber weiterhin im La Ferté-Komitée einbringen.
Allen, den bisherigen wie den neuen Vorstandsmitgliedern, ist aber klar, dass die Corona-Zwangspause nicht nur in den Zuffenhäuser Vereinen großen Schaden angerichtet hat: “Das bürgerschaftliche Engagement ist in der Zeit ja komplett zum Erliegen gekommen” sagt die neue zweite Vorsitzende Jahnke: “Es wird eine gemeinsame Anstrengung brauchen, da wieder einzusteigen.”
Von Susanne Müller-Baji
Fotos:
Oben: Gruppenbild mit Aufbruchstimmung: Die alten und neuen Vorstandsmitglieder des Heimatvereins.
Unten: Zuffenhausen im Blick: Die alten und neuen Vorstandsmitglieder des Heimatvereins.
Fotos: Susanne Müller-Baji