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Aus Leerstand wird Probenraum!
Langjähriges Zuffenhäuser Problem gelöst

Aus Leerstand wird Probenraum!

| ZuZu Redaktion | Aktuelles

Es geht voran, ausgerechnet in einer Zeit des allgemeinen Stillstands zeichnet sich eine Lösung für ein langjähriges Zuffenhäuser Problem ab: Nach vielen Jahren der stark eingeschränkten Nutzung soll der Alfred-Beck-Saal ins Erdgeschoss des Kulturzentrums am Bahnhofsvorplatz umziehen.

Dazu erwirbt die Stadt Stuttgart dieser Tage die 300 Quadratmeter großen Räumlichkeiten der vormaligen “Sportsbar”: Hier soll in einer zirka einjährigen Umbauphase der Saal entstehen und dann auch wieder dem Musik- und Theaterverein, dem Liederkranz sowie der serbische Tanzgruppe Sloga e.V. zur Verfügung stehen, die derzeit alle ohne Proberäume dastehen.

Damit würde auch das gut 12 Jahre währende Tauziehen um den Brandschutz im Gebäude enden: Damals hatten Experten ermittelt, dass sich der im obersten Stockwerk des Komplexes befindliche Alfred-Beck-Saal im Notfall nicht schnell genug evakuiert werden kann. Seine Nutzung wurde auf maximal 30 Personen beschränkt – verbunden mit der Aufforderung, schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen.

Die Lösungsfindung zog sich freilich, auch, weil der Stadt nur 50 Prozent Gebäudeanteil gehört und die weiteren Eigentümer uneins über das weitere Vorgehen waren. Schließlich untersagte das Baurechtsamt die Saal-Nutzung komplett. Für die betroffenen Vereine ergab sich dadurch ein existenzielles Problem: Gerade jetzt, in Pandemiezeiten, brauchen sie wegen der Abstandsregeln besonders viel Platz im Probenraum. Hinzu kommt, dass es auch ohne dieses zusätzliche Problem schwerfällt, die Mitglieder ohne die Perspektive regulärer Proben und Auftritte zum Durchhalten zu motivieren.

Das weiß auch der Zuffenhäuser Bezirksvorsteher Saliou Gueye, der ganz zu Beginn einer Laufbahn an der Universität Dortmund Raumplanung studiert und sich dabei besonders auf die sozialen Auswirkungen gelungener oder gescheiterter Städtplanung spezialisiert hatte. Am 24. März luden er und Axel Wolf vom  Liegenschaftsamt deshalb Vertreter der Vereine sowie der ebenfalls im Gebäude befindlichen Stadtteilbibliothek und der Stuttgarter Musikschule zum Ortstermin. Eine weitere Nutzung des Alfred-Beck-Saals schloss Gueye dabei aus: “Es führt leider kein Weg zurück!”

Die angedachten Umbauten hätten sich als nicht umsetzbar erwiesen. Auch, weil der Komplex augenscheinlich bei seiner Erbauung in den 80er Jahren mit heißer Nadel gestrickt worden sei: Eine Untersuchung des Fundaments habe etwa nicht näher erfasste und verzeichnete elektrische Leitungen zum Vorschein gebracht, die bauliche Ergänzungen schwierig machten, wenn nicht unmöglich.

Vereinssaal ZuffenhausenDoch der Bezirksvorsteher hatte auch gute Neuigkeiten: Die Stadt erwirbt die leerstehenden Räume der “Sportsbar”, der Notartermin ist für Mitte April angesetzt. Deren Grundfläche von 300 Quadratmetern überrascht sogar die alteingesessenen Vereine: “Wir dachten erst, das sei so ein Räumle – aber selbst wenn noch Toiletten eingebaut werden, ist das größer als oben im Saal”, sagt Alexander Schön, Vorsitzender des Zuffenhäuser Musik- und Theatervereins.

Die Umbauphase soll ein Jahr geschätzt, mit der Fertigstellung des neuen Alfred-Beck-Saals rechnet man bis Sommer 2022: Gueye erzählt, man helfe bei der Suche nach Interimsräumen, führe etwa auch Gespräche mit Porsche. Der Musikverein könnte möglicherweise bei der evangelischen Kirchengemeinde überbrücken, mit der er freundschaftlich verbunden ist.

Und so schöpfen die von der Pandemie so gebeutelten Vereine Hoffnung – und nicht nur sie: Auch von offizieller Seite hört man, dass eine Verlagerung des Alfred-Beck-Saals ins Ergeschoss eine dringend benötigte Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes einläuten könnte.

Der Bereich zeichnet sich bislang vor allem durch Leerstand beziehungsweise durch eine hohe Dichte an Casinos, Wettbüros und Ähnlichem aus. Eine Verlagerung des Alfred-Beck-Saal ins Erdgeschoss könnte hier Signalkraft haben und vielleicht sogar neue Veranstaltungsmöglichkeiten eröffnen. 

Susanne Müller-Baji