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Ursprung alles andere als kommerziell:

Der Muttertag - ein vielschichtiges Dankeschön

| ZuZu Redaktion | Aktuelles

Am 14. Mai ist Muttertag – und man glaubt, bereits alles darüber zu wissen: Dass die Amerikanerin Anna Marie Jarvis am 12. Mai 1907, am Sonntag nach dem Geburtstag ihrer verstorbenen Mutter, ein „Memorial Mothers Day Meeting“ veranstaltete.

Und dass auf ihr Betreiben hin im darauffolgenden Jahr in ihrer Methodistengemeinde in Grafton/Virginia allen Müttern eine Andacht gewidmet wurde. Wikipedia weiß auch, dass Jarvis vor der Kirche 500 weiße Nelken als Ausdruck der Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter an andere Mütter verteilt habe.

Allerdings hatte bereits ihre so geehrte Mutter, Ann Maria Reeves Jarvis, ab 1858 für „Mothers Days Work Clubs“ eingesetzt: Dabei ging es aber um die Beseitigung von sanitären Missstände in den Arbeitervierteln, was die hohe Kindersterblichkeit mindern sollte. Die Clubs sammelten außerdem Spenden für Medizin und Hilfe für Familien, in denen die Mütter an der Tuberkulose erkrankt waren. Während des amerikanischen Bürgerkriegs versuchte sie auch, so genannte „Mothers Friendship Days“, Mütter-Freundschaftstage, zu initiieren: Dabei sollten die Verwundeten beider Seiten mit dem Nötigsten versorgt werden.

Und nun versuchte also die Tochter, sich für das Andenken für ihre Mutter einzusetzen. Die Initiative nahm rasch an Fahrt auf. Schon 1909 sei der Muttertag in 45 amerikanischen Staaten gefeiert worden. Ab 1914 wurde der zweite Sonntag im Mai als nationaler Feiertag festgelegt, und der damalige Präsident Woodrow Wilson ließ dazu auch die öffentlichen Gebäude beflaggen.
Allerdings: „Mit steigender Verbreitung und Kommerzialisierung des Muttertags wandte sich die Begründerin von der Bewegung ab, bereute, diesen ins Leben gerufen zu haben, und kämpfte erfolglos für die Abschaffung des Feiertags“, heißt es weiterhin.

Dass der Muttertag bei aller Liebe bis heute durchaus umstritten ist, zeigt ein Blick in die deutsche Geschichte: Hier wurde der Muttertag ab 1922 vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit dem Slogan „Ehret die Mütter“ propagiert. So betont unpolitisch die Anfänge hierzulande waren, so schlimm ging es weiter: Die Nationalsozialisten verknüpften den Muttertag mit der Idee der „germanischen Herrenrasse“. Der Feiertag wanderte auf den dritten Sonntag im Mai und die quasi-religiösen Feiern, „Mütterweihen“, wurden bewusst auf 10 Uhr angesetzt, als bewusste Konkurrenz zum Sonntagsgottesdienst.

Der Muttertag im Nachkriegsdeutschland gibt sich dann wieder betont kommerziell: Die Floristenverbände haben den zweiten Sonntag im Mai als Muttertag auserkoren, gesetzlich verankert ist er nicht. Und das führt bisweilen zu einem Konflikt, nämlich immer dann, wenn der Muttertag auf Pfingstsonntag fällt. In diesem Fall ist in einigen Bundesländern die Ladenöffnung untersagt – aber der Handel möchte diesen umsatzstarken Tag natürlich nicht missen. Der Deutsche Einzelhandel beschloss 1949, dass in diesem Fal ein Ersatztermin gesucht werden kann, was einiges über die Kommerzialisierung des Muttertags aussagt.

Was soll man nun mit diesem Wissen anfangen? Liebe Menschen verdienen ein Dankeschön und man sollte auf keinen Fall damit warten, bis es zu spät ist. Der Muttertag selbst ist aber keines- wegs in Stein gemeißelt und ein wenig Aufmerksamkeit auch an allen anderen Tagen angebracht – und das nicht nur gegenüber den Müttern.