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Eric Carle
Zum Tod von Eric Carle

Einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren der Welt hat seine Jugend gleich nebenan verbracht

| ZuZu Redaktion | Aktuelles

„Die kleine Raupe Nimmersatt“, sein berühmtes Kinderbuch, kennt fast jeder Mensch auf der Welt. ​Jetzt ist Eric Carle in Northampton/USA gestorben.

Einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend hat der Kinderbuchautor und -illustrator in unserem Nachbarstadtbezirk Feuerbach verbracht.
Jedes Kind kennt „Die kleine Raupe Nimmersatt“, und wie alles seinen Anfang nimmt: „Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel. Aber satt war sie noch immer nicht.“ Weniger bekannt ist, dass es sehr gut möglich ist, dass ihr Schöpfer Eric Carle seinem Erfolgsmotiv im Feuerbacher Wald begegnet ist: Seine Eltern waren aus dem Stadtbezirk in die USA ausgewandert, kehrten jedoch von Heimweh geplagt mit dem kleinen Eric 1935 in das damals neugebaute Oelschläger-Haus in der heutigen Dieterlestraße 16 zurück. Erst 1952, nach Beendigung seines Grafik-Studiums an der Stuttgarter Kunstakamie und ersten Berufserfahrungen kehrte Eric Carle in die USA zurück.

Eine aus bemaltem Seidenpapier collagierte Raupe in Grün- und Rottönen wurde 1969 Eric Carles Schicksal. Doch in der farbenfrohen Welt des Illustrators und Autor tummeln sich noch zahlreiche andere Wesen: Kunterbunte Chamäleons, immerfreche Käfer, „10 kleine Gummienten“ und auch „Theobald der Brezelbäcker“ – hinreißende Bücher voll kindlicher Fantasie. „Immer wieder sagten Kinder zu mir „Oh, das kann ich auch“. Ich betrachte das als das größte Kompliment“, hat er einmal gesagt. Seine unkomplizierten Collagen verführen Betrachter jeden Alters dazu, Papier, Schere und Klebstoff zur Hand zu nehmen und selbst kreativ zu werden. Und sie sind so erfolgreich, dass man ihnen seit einigen Jahren im amerikanischen Amherst/Massachusetts, dem langjährigen Wohnort Carles, das „Eric-Carle-Museum“ eingerichtet hat.

Eric Carles Werdegang und sein Pendeln zwischen neuer und alter Heimat, wie er es in seinen Erinnerungen „Ein Künstler für Kinder“ schildert, liest sich spannend. Vor der Rückkehr in die deutsche Heimat seiner Eltern packt er seine Comics ein, seine Ledermütze, einen Tomahawk „und ein Bild von Georg Washington“. Diese Schätze bewahren den kleinen Jungen freilich nicht davor, dass in Deutschland mittlerweile die Nazis regieren und das Land bald in den zweiten Weltkrieg führen werden. „Als ich endlich begriff, dass wir nicht mehr nach Amerika zurückkehren würden, entschloss ich mich, Brückenbauer zu werden. Ich wollte eine Brücke bauen, die von Stuttgart nach Syracuse reichte. Dann wollte ich meine geliebte Großmutter Oelschläger bei der Hand nehmen und mit ihr zusammen den großen Ozean überqueren.“

Er hat später mit seinen Kinderbüchern nicht nur Deutschland und die USA verbunden, sondern die ganze Welt verzaubert: Seine über 70 selbst illustrierten und zumeist auch selbst verfassten Bücher wurden in über 80 Sprachen übersetzt. Von der „kleinen Raupe Nimmersatt“ sollen seit ihrer Entstehung weltweit zig Millionen Exemplare verkauft worden sein - die Angaben im Internet schwanken zwischen 25 bis sogar 50 Millionen Stück.
Geht man von der „bescheideneren“ Variante aus, würde das in harten Zahlen bedeuten: 25 Millionen Äpfel, 50 Millionen Birnen, 75 Millionen Pflaumen, 100 Millionen Erdbeeren und 125 Millionen Apfelsinen – alle verspeist von der nimmersatten Raupe. Das Buch ist in Auflistungen der meistgelesenen Bücher aller Zeiten unter den ersten 50.

Am 23. Mai ist Eric Carle mit 91 Jahren in Northampton/USA gestorben. Aber seine „kleine Raupe Nimmersatt“ lebt weiter – und frisst und frisst und frisst: „Ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke, eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot, ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone – an diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen!“ Kein Wunder, ist sie doch gerade dabei, sich zu verpuppen und zum wunderschönen Schmetterling zu werden.

Danke für alles, Eric Carle!

INFO:
Weitere Informationen über das Oleschläger-Haus, dem Haus, in dem Eric Carle seine Kindheit und Jugend in Feuerbach verbrachte, finden Sie hier im Rahmen des "Begehbaren Feuerbacher Gedächtnisses".

Von Susanne Müller-Baji