Skip to main content

Aktuelles

Studie erzürnt Bezirksbeiräte:

Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Zuffenhausen laut Studie so schlecht wie in keinem anderen Stadtbezirk

| ZuZu Redaktion | Aktuelles

Vor Kurzem hat die Stadt die Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in den Stuttgarter Stadtbezirken“ veröffentlicht. Darin ist auch eine Reihenfolge sämtlicher Bezirke enthalten. Auf dem letzten Platz findet sich Zuffenhausen.

Warum das so ist und was das in der Realität bedeutet, darüber haben Sabrina Pott vom Sozialamt und Till Heinsohn vom Statistischen Amt im Bezirksbeirat berichtet. Sie mussten sich einige Kritik anhören

„Sie müssen doch wissen, was sie mit dieser Studie anrichten“, sagte Claus-Peter Schmid (CDU) und bezeichnete die Abhandlung als „unverantwortlich“. Susanne Bödecker von der Fraktionsgemeinschaft FrAktion, Linke, SÖS, Piraten, Tierschutzpartei meinte, dass die Studie „ein Schlag ins Gesicht“ der engagierten Leute vor Ort sei. Man wisse schon lange, dass Zuffenhausen keine Lobby im Gemeinderat habe und seitens der Stadtverwaltung immer wieder stiefmütterlich behandelt werde. Dass die Daten nun in eine Rangfolge gepresst worden sei schüre nur das Konkurrenzverhalten zwischen den Bezirken. Auch Bezirksvorsteher Saliou Gueye ergriff das Wort: Die Studie suggeriere den Menschen das Bild, dass es in Stuttgart gute und schlechte Bezirke gebe.

Pott und Heinsohn versuchten, zu relativieren und zu erklären: Wenn man sich die Daten genau ansehe könne man erkennen, dass alle Bezirke „dicht beieinander“ lägen und die Unterschiede „moderat“ seien. Genau erläutert wurden diese Einschätzungen anhand dreier Schaubilder, die optisch jeweils einem Spinnennetz ähneln. Farblich abgesetzt wird gezeigt, wie Zuffenhausen im Vergleich zur Gesamtstadt bei den Punkten „Soziale Beziehungen“, „Verbundenheit“ und „Gemeinwohlorientierung“ abschneidet. Bei den sozialen Beziehungen liegt Zuffenhausen noch recht nah am Durchschnitt. Weitaus größer sind die Differenzen bei den anderen beiden Themenbereichen. Klar ersichtlich ist beispielsweise, dass überproportional viele Zuffenhäuser unzufrieden mit ihrer Wohngegend, der Vermüllung, dem Respekt vor Recht und Ordnung und der Sicherheit bei Nacht sind. Das Vertrauen in den Gemeinderat und den Bezirksbeirat ist in Zuffenhausen geringer als im Stadtdurchschnitt. Kein Wunder also, dass die Beteiligung an der Bundestagswahl 2021 ebenfalls unterdurchschnittlich ausfiel.

„Wir müssen die Dinge ansprechen, um sie zu verbessern“, sagte Heinsohn. Ansonsten sei keinem geholfen. Pott betonte, die Studie fuße auf einem Konzept der Bertelsmannstiftung, das sich bislang bewährt habe. Sie liefere den politischen Entscheidern wichtige Datengrundlagen. Auf Nachfrage erläuterte Heinsohn, dass stuttgartweit 10000 Menschen nach dem Zufallsprinzip angeschrieben worden seien, rund 4000 davon hätten an dem freiwilligen Projekt teilgenommen. Mit diesem Rücklauf sei man zufrieden. Allerdings hätten wenige Menschen mit Migrationshintergrund teilgenommen, ihr Anteil sei geringer als der prozentuale Anteil von Migranten in der Stadt. Was Zuffenhausen betreffe, so hätten rund 200 Personen an der Studie mitgewirkt, die daraus errechneten Werte seien statistisch „absolut zuverlässig“.

Grundsätzlich sollen die Ergebnisse der Studie dazu dienen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu verbessern. Stichworte dabei sind Armutsbekämpfung, Stärkung des Ehrenamts, Demokratieförderung, Verbesserung der sozialen Infrastruktur sowie die Förderung der sozialen Teilhabe und der Integration. Vor diesem Hintergrund möchte die Stadt noch vor der Sommerpause ein Rahmenkonzept zur Quartiersentwicklung vorlegen. Hilfreich soll dabei die Fokussierung auf die einzelnen Bezirke sein. Daran ist auch den Zuffenhäuser Räten gelegen. Sie verwiesen darauf, dass man nun auf konkrete und zeitnahe Maßnahmen warte. „Die Verwaltung muss reagieren“, sagte Tobias Haubensak von der SPD-Fraktion und erntete allgemeines Kopfnicken.



Foto: In Zuffenhausen leben Menschen aus vielen verschiedenen Kulturkreisen und Bevölkerungsgruppen. Laut einer Studie der Stadt ist ihr gesellschaftlicher Zusammenhalt schlechter als in allen anderen Bezirken.