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Schüler profitieren von Gesundheitsfachkräften:
Seit 2021 kümmern sich am Schulcampus Rot Fachkräfte um die Gesundheit der Kinder. Das klappt bislang gut – dennoch ist die Fortführung des Modellprojekts unsicher
Von Bernd Zeyer. Übergewicht, chronische Erkrankungen, schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung: Bereits in jungen Jahren gibt es gesundheitliche Probleme, mit denen Kinder zu kämpfen haben.
Studien belegen, dass ein Zusammenhang zwischen Lebensbedingungen, Gesundheit und Bildungserfolg besteht. Zum einen nimmt die Zahl chronischer Krankheiten bei jungen Menschen zu, zum anderen verbringen sie immer mehr Zeit in der Schule, die nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Lebensraum ist. Es erscheint logisch: Je gesünder ein Kind ist, desto besser kann es lernen.
Vor diesem Hintergrund läuft seit gut anderthalb Jahren ein dreijähriges Modellprojekt in Stuttgart: Insgesamt vier Fachkräfte für Schulgesundheit sind seit Herbst 2021in fünf Schulen in Zuffenhausen-Rot und in Neugereut vor Ort, um sich dort um die gesundheitliche Versorgung der Kinder zu kümmern. In Rot sind das Ferdinand-Porsche-Gymnasium, die Uhlandschule und die Rilke-Realschule mit im Boot, in Neugereut die Jörg-Ratgeb-Schule und die Pelikanschule. Initiiert wurde das Projekt vom Stuttgarter Gesundheitsamt. Als Förderer konnten die Eduard-Pfeiffer-Stiftung, die Unfallkasse Baden-Württemberg, die Stiftung Zukunft der Jugend sowie das baden-württembergische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gewonnen werden.
„Es ist uns bislang sehr gut gelungen, das Thema Gesundheit in die Schulen zu bringen“, sagte Heinz-Peter Ohm vom Gesundheitsamt bei der jüngsten Sitzung des Zuffenhäuser Bezirksbeirats. Zusammen mit Bettina Straub und Nadine Haunstetter war er ins Bürgerhaus Rot gekommen, um ein Zwischenfazit des Modellprojekts zu präsentieren. Und das fällt sehr positiv aus: Zwar erfolgte der Start mitten während der Coronapandemie und damit unter erschwerten Bedingungen, doch die bisherigen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Fast 83 Prozent der Schüler, die eine Beratung in Anspruch nahmen, konnten direkt danach wieder zurück zum Unterricht. Die Gesundheitsfachkräfte dienen als eine Art Zwischenstation: Fühlt sich ein Kind schlecht, wird es vom Sekretariat zunächst zur Beratung direkt vor Ort geschickt – und nicht nach Hause oder zum Arzt. Sollte tatsächlich etwas Schlimmeres passiert sein, beispielsweise ein Unfall beim Sport, wird natürlich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Um jede Situation richtig einschätzen zu können, handelt es sich bei den Fachkräften um ausgebildete Kinderkrankenschwestern. Wichtig ist: Der Besuch bei der Fachkraft ersetzt nicht die übliche ärztliche und pflegerische Versorgung, sondern ergänzt diese.
In Rot gab es seit Projektstart 1751 Einsätze der Gesundheitsfachkräfte, in allen beteiligten Schulen zusammen 5048. Dabei fanden pro Tag ungefähr zehn Kontakte zu Schülerinnen und Schülern statt, die durchschnittlich eine gute Viertelstunde dauerten. Beim weitaus größten Teil, nämlich 73,8 Prozent, ging es um direkte Versorgung der Kinder. Die restliche Arbeitszeit floss unter anderem in Elternabende, Erste-Hilfe-Kurse und Präventionsmaßnahmen. Auch um chronisch kranke Mädchen und Jungs kümmern sich die Fachkräfte. Was immer das Kind auch braucht, die Eltern werden stets in die Fälle miteinbezogen.
Grundsätzliches Ziel des Modellprojekts ist die Verbesserung der Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, um so insbesondere für sozial Benachteiligte oder Erkrankte die Lernvoraussetzungen zu verbessern und so die Chancengleichheit zu erhöhen. Künftig, so erläuterte Ohm, solle ein noch stärkeres Augenmerk auf das Thema Prävention gelegt werden. Klar sei: Nicht nur die Kinder sollen profitieren, vielmehr wirke sich das Projekt auch positiv auf Eltern und Lehrer aus, die deutlich entlastet würden.
So positiv die Erfahrungen des Projekts bislang sind, so unsicher ist dessen Zukunft nach Ende der Förderdauer im Sommer kommenden Jahres. „Dann wissen wir nicht, wie es weiter geht“, sagte Ohm. Ihm bleibt bislang nur die Hoffnung, dass der Stuttgarter Gemeinderat im kommenden Doppelhaushalt Geld für die Fortführung zur Verfügung stellt. Die Unterstützung der Bezirksbeiräte jedenfalls hat Ohm: Auf der Liste der der Zuffenhäuser Wünsche für den Doppelhaushalt 2024/2025 findet sich das Projekt ganz weit oben.
Foto oben: Viele Teenager leiden an Übergewicht, im Laufe der Jahre verschlimmert sich dieser Zustand meistens. Image: Zeyer